Pünktlich zu den Osterfeiertagen ist der Sommer auferstanden und brennt uns mit seinen über 20 °C erste Wettervorahnungen ins Gemüt. Schon orakeln die Medien waghalsige Prognosen heraus, stets vom Wunsch getrieben, die meteorologische Entwicklung der nächsten Monate haargenau abzubilden. Bisweilen driften die Wetterportale dabei ins Apokalyptische und projizieren düstere Zukunftsvisionen in den virtuellen Raum, die Fragen aufwerfen: Wird es wieder eine Jahrhunderthitze, gar Jahrtausenddürre geben? Welche Flüsse werden austrocknen? Welches Naturschutzgebiet wird die Bundeswehr dieses Jahr nieder brennen? Wie hoch wird meine Wasserrechnung? Warum bin ich noch mal in eine Dachgeschosswohnung gezogen?

Grillfreunde benötigen ein sonniges Gemüt, da aufgrund der Trockenheit schon im April die Waldbrandgefahr hoch ist und der Campingtrip daher ohne Grillkohle und Lagerfeuerromantik auskommen muss. Auch der Rasen verharrt an einigen, besonders sonnenbeschienenen Ecken noch in ockerfarbener ausgelaugter Trostlosigkeit. Auf den Wetterportalen wird die Hoffnung auf Regen in greifbare Ferne gerückt. Es bleibt beim lockenden Übermorgen. Dennoch, die Natur spult unbeirrt ihr Frühjahrsprogramm ab und streckt uns blumig duftend ihre mannigfaltig geformt und gefärbten Geschlechtsteile entgegen. Er ist noch da, der Wurlsee und plätschert je nach Windeinfall vor sich hin. Nachts steht die kalkweiße Mondsichel strahlend am wolkenlosen Nachthimmel, der den Blick auf einige, der unzähligen Sonnen des Universums eröffnet. In den Morgenstunden versammeln sich Kraniche auf einem Feld, um die ersten Sonnenstrahlen des beginnenden Tages anzusingen. Es ist offensichtlich, die Natur ist ein Macher. Sie sprießt und wächst. Sie fliegt los und treibt aus. Sie zeigt uns beim Anbaden im Wurlsee die kalte Schulter und beweist mit der Wetterlage ihren Sinn für trockenen Humor.

Die Pflanzen fragen sich nicht: Wie lange haben wir noch Wasser? Die Blaumeisen denken nicht über Regenjacken oder Grillkohle nach. Es ist schon sonderbar, dass der Mensch, obwohl er zu den anpassungsfähigsten Lebewesen der Erde gehört, gerne allem einen Schritt voraus ist, alles gerne durchplant und nicht auf seine Reaktionsfähigkeit vertraut. Natürlich geizen die möglichen Zukunftsvisionen nie mit Katastrophen, schließlich will man ja auf alles vorbereitet sein. Bei all dieser Kontrollsehnsucht und Zielorientierung bleibt dann wenig Raum für den konkreten frühlingsfrischen Augenblick. Ach Mensch, sei doch nicht so verplant.