Auch dieser Sommer war heiß und trocken, staubtrocken, so dass der Ackerboden beim Abernten der Felder sich flüchtig im Wind verwehte. Der Klimawandel hält Einzug im ländlichen Mitteleuropa. Blickt man auf die Welt, greift er noch eindrücklicher um sich. Seit dem Frühjahr brennen Wälder auf praktisch allen Kontinenten. Erst brannte es in Grönland, Sibirien und Alaska dann standen viele Teile des Amazonas und Angolas in Flammen und mittlerweile sind schon wieder Feuer in Australien ausgebrochen. Der Brandbrief von Mutter Natur lässt sich nicht mehr ignorieren. Die apokalyptischen Ausrufe zum infernalen Szenario werden in allen Medienkanälen verstärkt wahrnehmbar. Selbst die Internetwetterportale, deren Genauigkeit bei den Vorhersagen aufgrund der neuen unsteten Wetterlage rapide abgenommen hat, flüchten sich in die Gewissheit der Naturkatastrophen. Der Permafrostboden taut auf, die Gletscher schmelzen, die Lunge der Erde fackelt ab. In diesem Mediensturm lebensweltbedrohlicher Imperative wirkt der Campingplatzalltag mit der einladenden Badestimmung, dem Sandstrand und Klarwassersee, den vielen kühlenden Bäumen und dem munteren Vogelgezwitscher fast wie aus der Zeit gefallen. Der mangelnde Regen wird zur Randerscheinung, sind doch ein strahlend blauer Himmel und hitzige Temperaturen eher ein Anzeichen für einen gelingenden Campingaufenthalt. Lediglich das dauerhafte Grill- und Feuerverbot in den Sommermonaten stellt einen Einschnitt in die Komfortzone der CamperInnen dar.

Zwischen Mitte Mai und Mitte September gab es genau zwei wirkliche Regentage in der Region Lychen. Die kundigen Pilzsucher bemerkten diesen eklatanten Feuchtigkeitsmangel am ehesten, so wuchsen dieses Jahr praktisch keine Pfifferlinge. Wenn man sich jetzt sorgsam umschaut, wird die Trockenheit überall in der Natur vordergründig, mehrere Bäume sind schon in Herbststimmung und haben ihr Laub abgeworfen, manche kleinere Sträucher sind eingegangen, der Rasen ist vielerorts vertrocknet und der Wasserstand des Wurlsees hat weiter abgenommen. Was tun, wenn man nicht ohnmächtig warten und zusehen möchte, aber auch keinen Regentanz beherrscht?

Eine Möglichkeit besteht darin, Gesicht und Haltung zu zeigen, den Politikern zu vermitteln, dass die Natur ein schützenswerter Wohlfühl- und Lebensraum für alle ist und auch bleiben sollte. Genau deshalb gehen Kinder und Jugendliche weltweit schon jetzt auf die Straße, demonstrieren zu Recht aus Angst um ihre Zukunft. Zwei wichtige Demonstrationen für eine nachhaltige und wirksame Klimapolitik finden am 20. und 27. September in vielen Städten auf der Welt statt. Die junge Generation kann in ihrer Entschlossenheit und ihrem konsequenten Handeln genauso ein Vorbild sein wie alte Ökologie-Veteraninnen, etwa eine Jane Goodall oder Joanna Macy. Sie haben durch ihr lebenslanges, der Natur zugewandtes Handeln einen Weg gefunden, der Umweltzerstörung und dem fortschreitenden Artensterben zu trotzen. Durch ihr kontinuierliches Tun sind sie Botschafterinnen einer aktiven, unverzagten Lebensweise, bei der die Wertschätzung allen Lebens zugleich motivierender Antrieb und Sinn stiftender Anspruch ist.

Der Campingplatz ist ein guter Ort, um sich zu erden, den Elementen, Pflanzen und Tieren nahe zu sein, sie zu beobachten, sich von ihnen berühren zu lassen. Hier können Naturerlebnisse erfahren werden, die in unser alltägliches Handeln hinein greifen. Der Ausflug in einen einfachen, komsumärmeren Tagesablauf kann uns aus dem künstlichen, streng getakteten Arbeitsleben heraus treten lassen. Er kann die Verbundenheit, mit dem einen blauen Planeten auf dem wir alle leben, wieder aufzeigen.