Der neue deutsche Simplizissimus führt in die Natur, aber bitte kultiviert. Nicht so wild und gestaltlos sondern gezähmt, eingerahmt von lärchenhaften Pfählen. Ein Wink? Vielleicht. Möglicherweise auch nur eine Abgrenzung von den chaotischen Alltagsbelangen. Wochenendlich erfolgt ein gemeinschaftliches Ausrücken in die romantisch blassblaue Verklärung. Der sehnsuchtsvolle Fluchtpunkt ist das niedergemähte Fleckchen Wiese, ganz nah dran bzw. mittendrin. Der Mensch als Fußnote in der Landschaft. Das Zelt steht, hingeworfen. Die Heringe verwurzeln mit dem Boden. Der See schweigt. Er will nichts, er ist einfach da. Die Blätter rascheln ziellos. Ja, es gibt auch Grillen. Überraschend, all die Lebendigkeit, die ungezügelte. Die Hufe der Pferdekutsche hallen von weit. Es geht also auch anders. Es kommt Bewegung rein. Im Plastikkörbchen trägt ein Camper die Hinterlassenschaften des vergangenen Mahls über den Platz, Geschirrspülen als Ordnungstherapie. Urwüchsig ragt sein Bein über der Birkenstocksandale empor. Wer kann da Schritt halten? Ein paar Kinder bauen sandige Traumschlösser, die Gänsefamilie lässt sich treiben. Alles läuft wie von selbst, da fällt das Ankommen schwer. Es gibt keinen Empfang, kein Netz. Ein Rettungsanker bleibt, durch die schmale Gasse an der Rezeption kommen sie – die Realitätsflüchtenden. Der Hotspot im Funkloch, angedockt und eingeloggt, das Leben im 10-Zoll-Format beruhigt, piepend grüßt die Heimat. Alles ist abrufbar auf Knopfdruck. Das Grün wuchert weiter im Augenwinkel. Die Natur überragt und umsäumt alle. Sie ist da, wolkenlos, aufgeblüht und immergrün. Sie ist einfach.
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