Der Herbst ist angekommen, bunt belaubt neigen sich die Baumkronen uns zu, morgens sind die Fensterscheiben bisweilen mit Kondenswasser beschlagen und die Sonne zieht jeden Tag ein wenig früher weiter. Einige Vögel reisen mit großem Geschnatter ab in ihr Winterquartier. Das Blühen und Reifen verlangsamt sich, steht schließlich ganz still und der Gemüsegarten beherbergt nur noch die robustesten Sorten, die Winterharten. Die Lebendigkeit zieht sich ein Stück weit zurück. Fast so als würde sie ihre Kräfte sammeln, um dann im nächsten Frühjahr wieder in ihrer ganzen Pracht und Vielfalt aufblühen zu können. Der Herbst ist auch eine Zeit der Demut. Die Vergänglichkeit als Teil des Lebens wird augenscheinlich. Anfangs ist es oft schmerzlich, die ausschweifige Fülle des Sommers verwelken und abfallen zu sehen. Der Himmel ist mehr grau als blau, die Temperaturen fallen, die Landschaft leert sich. Das rot, gelb, orange Aufblühen der Laubbäume ist ein letzter verschwenderischer Gruß. Nach dem Blätterzauber wirkt die Farbgebung der Natur dann fast ein wenig verhalten. Grau, braun und beige sind die bestimmenden Akzente.

Der Herbst führt uns die Wandelbarkeit der Natur vor Augen, er ermuntert zum Loslassen von liebgewonnenen Gewohnheiten. Er drängt uns auch ins Innere, dabei ist nicht nur die behagliche Wärme der eigenen Bleibe gemeint. Der Wunsch nach einer entspannten Atmosphäre, Genuss, einer geselligen Runde mit den liebsten Menschen ist ein präsenter Teil des Herbstes und Winters. Gerade in diesem Jahr, durch den unterschwelligen Dauerstress der coronabedingten Maßnahmen liegt das Bedürfnis nach etwas Unbeschwertheit nahe. Ängste und Sorgen, finanzieller, sozialer oder gesundheitlicher Art sind die letzten Monate wohlmöglich ein ständiger Begleiter gewesen. Da die Fallzahlen augenblicklich wieder steigen, steigt auch die Ungewissheit, welche neue Regelung oder Einschränkung als nächstes droht. Welche Konsequenzen unser gegenwärtiges Handeln auf unsere Gesundheit, unser soziales Miteinander und unser Wirtschaftssystem hat, ist noch nicht absehbar. Das Leben ist nicht mehr planbar. Wir befinden uns in einem Umbruch, dessen Potentiale wir alle noch nicht wirklich abschätzen können. Dieses Unwissen kann sicherlich beunruhigen, aber genau diese Unbestimmtheit, diese Offenheit kann auch eine Chance sein. Ein Anstubser sich die Fragen zu stellen: Was brauche ich wirklich? Wer bzw. was hilft mir durch diese anspruchsvolle Zeit? Gerade die Hinwendung zu den angenehmen kleinen Freuden, den wohltuenden Zwischenräumen kann uns physisch und mental stärken. Ja, es mag alles sehr turbulent sein, aber es liegt auch in unserer Hand etwas Gutes und Schönes in mitten all dieser Strapazen erwachsen zu lassen.

Um so wichtiger ist es deshalb, sich selbst kleine Auszeiten zu verschaffen. Ein Spaziergang durch den bunten Herbstwald, eine Bootsfahrt auf dem See, der bewusste Genuss einer heißen Tasse Tee, eine Yoga Sitzung, ein gemütlicher Abend auf dem Sofa mit einem Lieblingsfilm. Gerade diese einfachen Dinge, die uns ein Wohlgefühl der Ruhe und Behaglichkeit geben, können uns jetzt erden, durchatmen lassen. Dank des Internets finden sich jede Menge kostenlose oder kostengünstige Videos und Anleitungen, um beispielsweise Meditation, Yoga oder entspannende Atemübungen zu lernen und durch ihre Anwendung von ihnen zu profitieren. Wenn sich das Leben diesen Herbst und Winter schon mehr ins Innere, ins Private verlagert, warum dann nicht etwas Neues entdecken und ausprobieren, das einen aufmuntern und stärken kann? Jede sportliche Übung, jede meditative Minute, jeder achtsame Atemzug fördert unsere Ausgeglichenheit und hilft uns dabei, die nächsten Herausforderungen zu meistern. Jede gesunde, vitaminreiche Mahlzeit, jeder Spaziergang an der frischen Luft, jede zusätzliche Dosis Vitamin C oder D kann unsere Abwehrkräfte ankurbeln. Letztlich liegt es immer an uns, eine Welle der Veränderung als Chance oder als Bedrohung wahrzunehmen. Jeder Perspektivwechsel, der unsere Aufmerksamkeit auf die Vorteile und Möglichkeiten der neuen Lebenssituation lenkt, ist ein entscheidender Schritt in Richtung Selbstermächtigung und Selbstgenügsamkeit.

Wir wünschen euch viele Lichtblicke und Hoffnungsschimmer für die nächsten Wochen. Kommt wohlbehalten und gesund durch den Herbst und Winter.