Wie benutzerfreundlich ist die Natur? Die Menüs der meisten Mediendienstleister und Onlineportale sind oft übersichtlich und selbsterklärend eingerichtet. Auch hier präsentiert sich die Natur eher abwegig einsteigerunfreundlich. Gerade für die digital natives schwierig, da konsequent auf eine Anleitung bzw. ein Tutorial verzichtet wird. Zwar gibt es schon kultiviertere Bereiche in den oft ausufernden Naturlandschaften, dort stehen dem Interessierten Prospekte, Ansichtstafeln und eine rudimentäre Infrastruktur zur Verfügung, aber eine Onlineaffinität sucht man vergebens.
Wie steht es um die Programmvielfalt? Die angebotene Erlebnisdiversität ist durchaus sehenswert, da viele Naturprodukte multisensual genossen werden können, so sind Heidelbeeren, Pfifferlinge, die grünen Baumwipfel des Kiefernwaldes oder das klare Badewasser eines Sees nicht nur ein Hingucker. Jedoch müssen die Konsumgüter oft selbstständig entdeckt werden. Manche sinnlichen Genüsse eröffnen sich dem Nutzer erst nach eigener Nachbearbeitung, beispielsweise ein Pilzgericht. Die Natur fordert mit einer überaus schwierigen Benutzerführung, die eigene Vorkenntnisse verlangt. Auch auf Programmhighlights wird nicht direkt hingewiesen – Navigationshilfen Fehlanzeige.
Wie immersiv ist die Natur, gelingt es ihr uns zu fesseln? Ein großes Plus sind die vielfältigen Produkte, die oft gleichzeitig mehrere sinnliche Ebenen ansprechen. Zum offenen 3D-Erlebnis gesellen sich zahlreiche taktile, olfaktorische und sogar gustatorische Berührungspunkte. Ein sehr dynamisches und intensives Feature ist hier das Wetter. Ein schwerwiegender Nachteil der natürlichen Immersion, oft können die multisensualen Eindrücke jedoch nicht einzeln ab- oder zugeschaltet werden, so geht mit dem Lagerfeuer am See beispielsweise auch die Mückenstecherei einher. Durch solche Wechselwirkungen kann beim Konsumenten leicht Überforderung und Frustration entstehen. Der Naturgenuss ist demnach immer mit einer selbstständigen Anpassung- und Vorbereitungsleistung des Nutzers verbunden.
Welche zeitlich begrenzten Sonderangebote bietet die Natur? Gerade hier liegt eine ihrer großen Stärken. Fast möchte man meinen, die Natur sei die Urheberin seasonaler, befristeter Optionen. Grob lässt sich das natürliche Repertoire in vier verschiedene Phasen mit unterschiedlichem Produktschwerpunkt einteilen, die auch Gewohnheitsmenschen erfreuen, da sie jährlich wiederkehrend sind. Lohnt sich eine Investition, wie steht es um die Wachstumsaussichten in der Natur? Leider hat sich die Natur bisher nicht am Aktienmarkt integriert, ja, wie gesagt, sie ist noch nicht mal online. Noch bedauerlicher jedoch ist, dass der Naturraum in den letzten Jahrzehnten eher zu einem schrumpfenden Markt geworden ist. Was sich allerdings durch ungeschickte Schwerpunktsetzung erklären lässt. Irritierender Weise setzt die Natur neben dem Wachstum auch auf Vergänglichkeit als festen Bestandteil ihrer zyklischen Routinen. Eine derartige Begrenzung ist im harten Konkurrenzkampf des Marktes eine grobe Fahrlässigkeit.
Fazit: Das Naturerlebnis bleibt als Freizeitgestaltung eher ein Nischenprodukt, das zwar mit großartigen multinsensualen Features punkten kann, aber durch schwierige Benutzerführung und fehlende Onlinefunktionen vom Kunden viel Eigeninitiative und Vorkenntnisse abverlangt. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob sich die Natur am umkämpften Unterhaltungsmarkt bewähren kann.
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