Es gibt auf dem Mars einen Krater der heißt Eberswalde, benannt nach einer Stadt in Brandenburg. Wie bezeichnend, dass der Mensch gerne in die Ferne schweift, seinen Blick gen Himmel richtet und alles, sei es auch noch so fern mit ihm bekannten und bedeutsamen Begriffen versieht. Er markiert schon mal im Voraus sein Revier, auch wenn er noch gar nicht leibhaftig zugegen war. Diese beanspruchende Ader, der Wunsch dem Gelände habhaft zu werden, seinen eigenen kleinen Claim abzustecken, findet sich auch beim Camping. Dauercamping ist die Landnahme im Grünen, dabei gehen die Ansprüche hinsichtlich Größe und Extras der Behausung weit auseinander. Typisch deutsch jedoch bleibt die Hingabe zur Grenzziehung. Klassische Lattenzäune, maßgeschnittene Hecken, wuchernde Büsche oder gleich eine hochgeschossene Holzwand, die Vielfalt kennt keine Grenzen.
Denkt man an Camping im Allgemeinen, fallen einem gleich zwei unterschiedliche Zielgruppen ein. Der routinierten und Raum besetzenden Haltung des Dauercampers steht der nomadische und abenteuerlustige Tourist gegenüber, dessen moderne Campingmobile ihm einen gewissen Komfort auch auf Reisen sichern. Auf der einen Seite also die stoische Wiederkehr des Gleichen, das Ausharren des Veränderungsverneiners, auf der anderen die dynamische Weltflucht, die fortwährende Flüchtigkeit des umtriebig Fahrenden. Die altbekannten Duellanten: Sicherheit gegen Freiheit. Lässt sich Camping wirklich derart vereinfacht darstellen? Kategorisierungen neigen immer zu Verallgemeinerungen, die den tatsächlichen Variantenreichtum beschneiden. Sie führen zu einer eingeschränkten Perspektive, die eine verfremdende Angleichung, geradezu Gleichmacherei begünstigt. Camping ist mehr als nur eine preiswerte Urlaubsalternative, bzw. ein billiger Sommerwohnsitz.
So fliegen auf und über unserem Campingplatz nicht einfach nur Vögel herum und wachsen Pflanzen. Die unterschiedlichen Arten mit ihrem speziellen Verhalten besetzen einzelne Nischen und ergänzen sich in ihrer Einzigartigkeit zu einer farbenfrohen und vielstimmigen Diversität. Während das Nest der Tauben eher dem minimalistischen Bauhausstil entspricht, gleicht der ausufernde Seeadlerhorst einem barocken Prunkbau. Neben einem einfachen Wurfzelt findet sich bei uns auf den Stellplätzen bisweilen ein vollausgestattetes 8 Meter Wohnmobil. Auch die Reihen der Dauercamper sind unterschiedlich bestückt, neben einem alten, umbauten LPG-Bauwagen lugt ein kleiner, neuer Wohnwagen mit Vorzelt hervor. Dennoch gleichen sich alle unsere Gäste wohl mindestens in einem Punkt, der Liebe zur Natur.
Es ist gar nicht nötig zu den Sternen zu schauen und den Mars zu ergründen. Die wuchernde unbeschriebene Wildnis fängt auch direkt vor dem eigenen Zelt an. Wie riecht die Pflanze Mädesüß? Wie schmeckt das Kraut Gundermann? Wie klingt der Ruf des Grünspechts? Welche Gefiederfärbung trägt die Haubenmeise? Antworten auf diese Fragen finden sich auf unserem Platz. So entfalten sich auf der Blühwiese verschiedenste Kräuterpflanzen und über dem Campingpark schwirren zahlreiche unterschiedliche Singvögel umher. Überall wartet scheinbar Altbekanntes darauf, neu erkannt und begriffen zu werden. Auch uns bringt die Natur jedes Jahr wieder zum Staunen. Wusstet ihr, dass der Grünkohl, wenn er bis zum Frühjahr nicht abgeerntet wird, gelb blühend explodiert?
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