So oder so ähnlich könnte ein aktueller Kassenschlager lauten. Nur in ganz kleinen Schritten treten wir aus dem Kernschatten der Krise, die der Virus verursacht hat. Gleichzeitig strahlt die Frühlingssonne so verlockend und kontinuierlich, die Pflanzen schießen über sich hinaus, feuern ihr farbenfrohes Blühfeuerwerk ab. Die Natur erwacht zu neuem Leben. Größtenteils ungehört, ungesehen, ungerochen und ungefühlt. Neben all den sozialen Grenzziehungen ist dieser Verlust sicher eine der schwerwiegendsten Einschränkungen für alle Camper und Naturfreunde. Was bleibt ohne einen einzigen Tag Campinggenuss im Frühjahr? Dieses Jahr ist speziell, es gibt kein Anbaden im noch kalten Seewasser. Keiner sieht die Gänse mit den kleinen Gösseln umher schwimmen. Radtouren ins Ausflugslokal mit erfrischendem Bierchen sind unmöglich geworden. Das morgendliche Erwachen zum vielstimmigen Chor der Vögel fällt aus. Tiefe Atemzüge der frischen Landluft einzuatmen, bleibt vielen Stadtbewohnern augenblicklich verwehrt. Immerhin, ein romantisches Lagerfeuer könnte aufgrund der Trockenheit gegenwärtig eh nicht stattfinden. Trotzdem kein Saisonbeginn, das bedeutet auch kein Wiedersehen mit Freunden, kein beisammen sitzen am Sandstrand mit Blick auf die sanft wogenden Wellen des Wurlsees. Dazu diese Ungewissheit wie und wann es weiter geht, beruflich aber auch privat. Seit Ostern nun fortwährend Warnungen. Jeder Blick in den Newsticker wird zu einer Art Spießroutenlauf, bei dem fast ausschließlich schlechte Nachrichten auf einen einprügeln. Obwohl die Fallzahlen stetig sinken und Deutschland die Krise bisher so gut überstanden hat, wie praktisch kein anderes europäisches Land. In der Uckermark gibt es beispielsweise augenblicklich nur 34 bestätigte Krankheitsfälle (davon ist ein Mann verstorben und 23 Menschen gelten als geheilt). Dennoch geht schon die nächste Seuche um. German Angst hält die Politiker und Medien im Würgegriff. Die heraus gehusteten Panikbotschaften, die permanente Verunsicherung, die Unfähigkeit einen klaren, langfristigen Exitplan zu erstellen und die wirren Alleingänge unterschiedlicher Bundesländer tragen nicht zu einer zuversichtlichen Perspektive bei. Der Bürger wird entmündigt und handlungsunfähig gemacht. Er soll sich bereit halten, für was auch immer da kommen mag. Bis dahin soll er bestenfalls im Haus verharren, soziale Kontakte meiden und durch ungehemmtes Konsumverhalten die Wirtschaft vor dem drohenden Kollaps bewahren, idealer weise natürlich sozial distanziert also online.

Die Meisen brüten, der Biber knabbert zufrieden an einem Haselast, der Eisvogel schießt mit hohen Pfeiftönen über den Wurlsee, der Platz ergrünt und erblüht. Glücklicherweise lässt sich die Lebendigkeit der Natur weder beirren noch einsperren. Im Angesicht der überschwänglichen Energie des Frühlings verliert der unsichtbare Virus seine Bedeutsamkeit. Mittlerweile sind Daten über die Fallzahlen in unterschiedlichen Bereichen erhoben, dabei zeigt sich, dass der Virus trotz aller Bemühungen längst in den Pflege- und Altenheimen angekommen ist. Ein Drittel der Todesfälle entfallen auf derartige Einrichtungen. Eine weitere Statistik offenbart, dass 5 von 6 Menschen eine Infektion nicht einmal bemerken. Was, wenn dieser Virus keinen Namen hätte? Er keine besonderen Kennzeichen aufweisen würde und nicht durch einen Test nachweisbar wäre? Wahrscheinlich hätten wir dann nur ein Jahr mit einer besonders hartnäckigen und gefährlicheren Grippewelle, vergleichbar mit dem Winter 2017/18.

Ein querdenkender Philosoph der Gegenwart hat sich und uns eine treffende Frage gestellt: Wie viel vom Leben wollen wir auf dem Altar der Sicherheit opfern?[1] Unbeeindruckt von derartigen Gedankenspielen, von all den Ängsten und Sorgen treibt der Wurlsee weiter Wellen ans Ufer, das Dammwild genießt die Ruhe auf dem Platz, die Kirschbäume werden von zahlreichen Insekten umschwärmt, Forsythie und Ginster blühen mittlerweile fast zeitgleich. Die Schöpfungskraft der Erde lädt uns ein, mit ihr das Leben, die Erneuerung, das Aufkeimen und Erblühen zu feiern. Mindestens zwei Stimmen fehlen noch um die natürliche, vielstimmige Komposition zu ergänzen, der Regen und die menschliche Anwesenheit.

[1] Charles Eisenstein – Die-Krönung