Der Staub zwischen den Zehen, der sich auch ins Fußbett der Sandale gräbt. Das Knistern und Knacken der Kiefernzapfen, die sich durch die anhaltende Hitze und Trockenheit ausdehnen. Die Ähren des Getreides, die abgeschlafft herunter baumeln. Gemächlich trotten Menschen über die sandigen Waldwege, hypnotisch vom Flirren und Glitzern des Sees angezogen. Die Mittagsstunde beißt sich ins Gemüt. Der feuchte Film unterm Sonnenhut ertränkt jegliche tiefgreifenden Gedanken. Abkühlung naht, endlich die sonnenverstrahlten, erhitzten Leiber ins nasse Element werfen. Den kleinen Temperatursturz, das kurze Prickeln des Körpers beim Eintauchen wahrnehmen. Das Verlangen nach Flüssigkeit spiegelt die wässrige Gestalt des Menschen und ist gerade an solch heißen und trockenen Tagen gut wahrnehmbar. Lässt sich der See vielleicht direkt ins vor Trockenheit knisternde Unterholz gießen? Wo bleibt der Regen?

Während wir Menschen uns die Erfrischungen einfach zuführen können, wird für die Natur die Wartezeit auf den nächsten Regen bisweilen zur Geduldsprobe. Die Grasnarbe verdorrt bräunlich vor sich hin, Blumen lassen ihre Köpfe hängen, Laubbäume werfen erste Blätter ab. Durstige Tiere suchen nach kleinen Rinnsalen und Pfützenresten. Amseln sammeln sich an den letzten durchfeuchteten Bodenstellen, um Würmer aufzustöbern. In so einer überhitzten und wüsten Stimmungslage kann es uns der Regen dann nicht immer recht machen. Zeigt er sich von seiner sanften, dezenten Seite als Sprüh- oder Nieselregen spendet er oft zu wenig Feuchtigkeit, startet er mit großem Getöse ein wahres Spektakel, lässt sich vom Blitzlichtgewitter und Paukenschlagdonner begleiten, ist er uns wiederum zu stürmisch. Überhaupt ist die beste Regenzeit natürlich nachts und die beste Regenform der anhaltende, gleichmäßige Landregen, der den Boden stetig durchtränkt, aber nicht flutet und für unser müdes, schläfriges Gehör ein meditatives Klangspiel bietet. 

Dabei sind alle Tonarten die Regenwetter anschlagen kann aufregend und auf ihre Art regenerativ. Das Gewitter mit seiner Präsenz, hier entlädt sich die ganze himmlische Kraft, ein wahrer Wolkenbruch bei dem große Mengen ausgeschüttet werden. Der feine Sprühregen, der die Luft durchfeuchtet und alles mit einem Film überzieht. Nebel, der wie ein dämpfender, beruhigender Schleier wirkt und beim Heraufziehen als weiche, weiße Lawine ganze Landstriche einfach bedeckt. Der kurze, freche Aprilschauer, der einen genau dann überrascht, wenn man schon nicht mehr mit ihm gerechnet hat. Oder aber der anhaltende, ausdauernde Landregen, der die Wasserspeicher in der Natur wieder auffüllt, einem gemütliche Nachmittage mit warmen Socken, heißem Tee und Gebäck ermöglicht, während man die sternschnuppenartig gleitenden Tropfenperlen am Fenster beobachtet. Regen ist immer bereichernd, ist er vorüber gezogen, wirkt er wie ein universeller Lufterfrischer, durch ihn können die erdigen Noten des Waldbodens hervor treten. Jetzt im Spätsommer lässt er das Heidekraut lila leuchten, Pilze wachsen, Blumen erblühen, Brombeeren reifen und die Welt um uns noch einmal frisch ergrünen. Regen, egal ob er nur leicht tröpfelt, kraftvoll fließt, die Dachrinnen zum Gurgeln bringt oder als ungreifbarer Feuchtfilm einfach in der Luft liegt, ist immer ein Bote der Lebendigkeit.